Krisenintervention
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Grundlagen der Krise
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Methoden d.Krisenintvent.
Entspannung
Arbeit am Problem

Das Leben läuft nicht mehr rund -
die Krise ist da!

Plötzlich ist alles anders, nichts ist so wie früher! Völlig unerwartet blockiert ein Hindernis den normalen, gewohnten Lebensweg und hindert einem, das Leben in seinen bisherigen Bahnen weiter zu gehen.

Wie könnte es nun weitergehen? Ist das alleine zu schaffen?

Schwer! Und genau dabei hilft die Krisenintervention. Sie kann das schlimme Ereignis nicht ungeschehen machen, aber sehr wirksam helfen, diese schmerzhafte Lebenssituation durchzustehen.

Wichtigster Schritt, um aus der Krise herauszufinden ist es, einen Menschen zu finden, der mit den Werkzeugen der Krisenintervention eine tragfähige Begleitung bietet.

Die wichtigste Hilfe in einer Krise liegt in der Entspannung! Meist ist der Schicksalsschlag längst vorbei und immer noch läuten die inneren Alarmglocken und treiben den Organismus an, etwas gegen die  Bedrohung zu unternehmen, obwohl sie schon längst überstanden ist. Mit Hilfe von Entspannungstechniken (wie z. B. Meditation) ist es möglich, Abstand von dem ersten harten Schlag zu bekommen und wie von einem Feldherrenhügel die Situation zu überblicken und aus der Krise herauszukommen.

Meine Telefonnummer: 0699 11 72 54 72

Krise

Dieser Text beschreibt das Entstehen einer Krise, die wichtigsten Elemente und zeigt Möglichkeiten, aus der Krise herauszukommen.

Autor: Mag. Günther Zier, Psychologe.

Inhalt

Übersicht

Wie entsteht eine Krise?

Die Zeit vor der Krise

Was ist eine Krise?

          Definition „Krise“

Zwei große Komponenten einer Krise

Elemente der Krisensituation

  1. Das bedrohliche Ereignis

  2. Der Zustand der Verletzlichkeit

  3. Der auslösende Faktor

  4. Die akute Krise

  5. Das Stadium der Wiedereingliederung und der Krisenbewältigung (Krisenintervention)

Weiter

 

Übersicht

Auf einmal war alles anders. Die vergangene Nacht war kurz und das Aufstehen eine Qual. Die Angstträume hängen einem noch nach und bei der geringsten Anstrengung klopft das Herz und das Blut pocht im Kopf. Plötzlich sieht die Welt bedrohlich aus und zeigt sich von der feindlichen Seite. Schon seit einiger Zeit gehen einem „merkwürdige“ Fragen durch den Sinn: „Wo werde ich morgen Geld bekommen, um etwas Essen zu kaufen? Wie bezahle ich am Wochenende meine Miete? Wie finde ich einen neuen Lebensgefährten?“ So ähnlich könnte sich der Alltag abspielen, eines Menschen, der in eine Krise geraten ist. Eine Lebenskrise ist eingetreten. Definition "LebensKrise" Ähnliches, oder zumindest in sehr abgeschwächter Form, ist jedem Menschen bekannt.

Eine besonders schwere Krise bezeichnen wir als Katastrophe: Viele Menschen in einem größeren Gebiet werden von großen zerstörerischen Kräften geschlagen. Link: Das Wesen einer Katastrophe

Wie entsteht eine Krise?

Was ist eine Krise? Wie ist sie entstanden und wie reagieren wir Menschen auf eine Krise?

Diese Fragen möchte diese Website beantworten.

Der Mensch und seine Bedürfnisse

Entbehrungen als Ausgangspunkt der Krise

Der Mensch braucht zum Leben zahlreiche Dinge: z. B. Essen, Trinken, Schlafen, einen Platz zum Wohnen, die Zugehörigkeit zu einer Menschengruppe, Anerkennung und Bestätigung von anderen Menschen, Nachkommen.

Daraus ergeben sich viele Bedürfnisse und ihre Zahl ist unübersehbar. Jeder Mensch versucht, seiner Umwelt diese Dinge abzuringen, um seine Bedürfnisse zu erfüllen. Der Mensch setzt sich zum Ziel, diese Bedürfnisse zu befriedigen.

Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt, geht es dem Menschen schlecht, es drohen Hunger, Schmerz, Isolierung und sozialer Abstieg. Verschiedene Entbehrungen müsste der Mensch ertragen.

Die Aussicht auf diese Zukunft macht Angst, ist sehr unangenehm und erzeugt eine innere Spannung, die ausgeglichen werden muss.

Normalerweise gelingt es dem Menschen, aus seiner Umwelt seine Bedürfnisse zu befriedigen. Der Mensch erlebt sich als zufrieden und ausgeglichen. Die meisten  Bedürfnisse zur Sicherung seines Lebens werden erfüllt. Es gibt zwar einige unerfüllte Bedürfnisse, aber damit kann der Mensch leben.

Es ist nicht leicht, sich diese Bedürfnisse zu erfüllen, brauchen den persönlichen Einsatz des Menschen. Nur im Märchen „Schlaraffenland“ bedarf es fast keinerlei Anstrengung, „die gebratenen Tauben fliegen durch die Luft“ und der Mensch muss nur den Mund aufmachen um sich zu sättigen.

Meistens sind die Menschen in der Lage, diese Anstrengung zu leisten, und die meisten dieser Anstrengungen werden nicht als übermäßige Belastung erlebt.  Die Existenz kann gesichert werden und wird vielleicht sogar mit schlafwandlerischer Routine erledigt.

Es funktioniert nicht immer alles problemlos!

Aber es gibt Situationen, da reichen diese Anstrengungen nicht mehr. Altgewohntes und eingeübtes Verhalten können die Sicherung des Lebens nicht mehr erreichen. Der Mensch wird mit der Existenzsicherung und Lebensgestaltung überfordert.  Ab diesem Punkt beginnt die Krise.

Jetzt versucht der Mensch andere Verhaltensweisen, meist wird das gewohnte Verhaltensmuster mit mehr Nachdruck auf das Problem angewendet.

Die erste und übliche Strategie heißt „Mehr Desselben versuchen“. Ohne viel Nachzudenken, werden einfach die bisher gewohnten Verhaltensweisen eingesetzt, aber etwas kräftiger, etwas mehr, etwas schneller oder etwas lauter, etc.

Und zur Überraschung des Betroffenen bleibt der Erfolg aus, das gewünschte Ergebnis wird nicht erzielt. Es stellt sich zunächst Frustration ein.

Es werden zwar weitere Versuche unternommen, aber es gelingt damit nicht, wichtige Dinge zur Existenzsicherung aus der Lebenssituation zu gewinnen. Hab und Gut, oder auch das Leben des Betroffenen kann in großer Gefahr sein.

Damit hat die Krise einen ersten Höhepunkt erreicht. Der Mensch steht an, fühlt sich wie vor einer unüberwindbaren Wand. Es ist keine Lösung zu sehen. Es gibt auch kein Zurück!

Es gibt zwar unklare Ideen, wie diese Wand überwunden werden könnte. Vollkommen unklar ist es, wie es weitergehen soll. Konkrete Pläne mit entsprechenden Handlungen werden nicht gefasst.

Drei Möglichkeiten auf die Krise zu reagieren:

  •  Jetzt kann der Betroffene resignieren, in Hilflosigkeit verfallen und auf Irgendetwas warten; die eigene Lebensgestaltung vollkommen dem Zufall oder Anderen überlassen. Für manche Menschen erscheint die Lösung ihrer Probleme aussichtslos und in letzter Konsequenz beenden sie ihr Leben.

  •  Die zweite Möglichkeit wäre: Sich selbst zu ändern – indem neue Fähigkeiten erlernt werden, um damit das anstehende Problem zu lösen.

  •  Eine dritte Möglichkeit wäre es, das Problem anders zu sehen, weniger wichtig zu nehmen. Und zu akzeptieren, dass das auftretende Bedürfnis nicht erfüllt werden kann. - Andere Interessen können wichtiger genommen und neue Ziele angepeilt werden. Die Entbehrung ist zwar noch da, aber ist nicht mehr wichtig.

Die zweite und dritte Möglichkeit kann durch die Hilfe von anderen Menschen wesentlich erleichtert werden. Weise Menschen, Therapeuten und Lehrer sind wichtige Quellen, entsprechende Fähigkeiten zu entwickeln. Dies muss nicht unbedingt im persönlichen Kontakt geschehen, denn das meiste Wissen der Menschheit ist aufgeschrieben und kann nachgelesen werden. Trotzdem ist der persönliche Kontakt mit einem Krisenhelfer der effektivere Weg, eine Krise zu bewältigen.

Lebensprobleme sind alltäglich

In seiner milden Form begegnen uns tagtäglich Probleme, immer gibt es kleine Hindernisse, die mit den vorhandenen Fähigkeiten überwunden werden können. Lebensprobleme sind ein Element unseres normalen Lebens und sind für alle Lebewesen dieser Welt typisch.

„Die Krise ist Teil unseres täglichen Lebens. Wenn sie erkannt und richtig gehandhabt wird, dann kann das zu unserem Nutzen und unserer Bereicherung dienen; im anderen Fall kann die Krise sich schwächend und hinderlich auf unser Dasein und Verhalten auswirken.“  (Francis J. Turner, 1983), Seite 13

Verschiedene Forscher meinen, dass diese alltäglichen Lebensprobleme ein wichtiger Anreiz für unsere persönliche Entwicklung sind und unsere Persönlichkeit positiv formen.

„(…) dass menschliches Wachstum gleichzusetzen ist mit der immer wieder erlebten Bewältigung schwieriger Situationen, wie sie dem Menschen in jeder Lebensphase begegnen“,  (Harriett M.. Bartlett, 1979)

Vor der Krise, die Überforderung

Krise entsteht aus einer Überforderung (Erklärung "Überforderung")

Schon lange vor dem Krisenhöhepunkt tauchen Vorboten der schwierigen Lebenssituation auf. Allerdings werden sie nicht richtig verstanden, möglicherweise sogar geleugnet. Rechtzeitige, vorbeugende Maßnahmen werden nicht ergriffen, weil andere Dinge als wichtiger erscheinen.

In der Zeit vor der Krise ist schon die Überforderung sichtbar!

Die Vorboten der Krise werden mangels Durchblick und Fähigkeiten nicht erkannt. Der Betroffene hat sich vielleicht lange Zeit vor der Krise gedacht, die aktuelle Lebenssituation könnte endlos so weitergehen. Die eigene Überforderung wird nicht wahrgenommen oder geleugnet und es wird sehr lange von den Reserven gelebt.

Es gibt auch die "Mich wird es nicht treffen Haltung"! Die Vorzeichen der Krise werden zwar gesehen, aber mit dieser Einstellung wird so getan, als ob der Mensch gegen bedrohliche Lebensumstände unempfindlich wäre.

Leider ist sehr schwer, vorbeugend die richtigen Maßnahmen die Krise abzuwehren. Unser Leben ist sehr kompliziert, vielschichtig und nur mit großer Unsicherheit vorherzusagen. (Dietrich Dörner, 1989)

Dörner meint auch, wir Menschen wären in unsere Entwicklungsgeschichte immer nur "ad hoc - Problemlöser": Aus einer gegebenen Situation würden Entscheidungen getroffen, die in die absehbare Zukunft (z. B. bis zum nächsten Winter) wirkten. Aber es fällt uns sehr schwer, perfekt auf die weitere Zukunft ausgerichtete Entscheidungen zu treffen.

 

Was genau versteht man unter „Krise“

Eine Krise ist ein sehr umfangreiches Geschehen, mit komplizierten Vorgängen. Gerade diese undurchsichtigen, unerwarteten Vorgänge verursachen eine Krise. Es fällt dem Einzelnen sehr schwer, die Abläufe und Teile einer Krise zu überblicken und rechtzeitig etwas dagegen zu tun.

In der Folge werden die gewohnten und bisher bewährten Verhaltensweisen sehr stark gestört.

"Alltagssprachlich ist mit dem Wort Krise eine schwierige, gefährliche Entwicklung, Zuspitzung oder Verschärfung, eine Entscheidungs- oder Ausnahmesituation gemeint. Dies kann sich auf gesellschaftliche oder individuelle Prozesse bzw. Zustände beziehen: Nah-Ost-Krise, Kubakrise, Wirtschaftskrise, ökologische Krise, Midlife-crisis, Sinnkrise usw. " (Monika Schnell und Helmut Wetzel, 2000)  Seite 1696

Definition Krise

Der Wiener Psychiater Hans Strotzka nennt eine exzellente Definition von „Krise“:

„Unter Krise wird im allgemeinen ein Zustand einer Person oder einer Gruppe verstanden, in dem eine akute Belastung die Grenze der Bewältigungsfähigkeit entweder schon überschritten hat oder zu überschreiten droht.“  (Hans Strotzka, 1982)

Eine weitere Definition ist auch sehr hilfreich:

"(...) Caplans Äußerung: (...), wonach »eine Krise entsteht, wenn ein Mensch sich auf dem Weg zu wichtigen Lebenszielen einem Hindernis gegen­übersieht, das er im Augenblick mit seinen üblichen Problemlösungsmethoden nicht bewältigen kann«5." (Naomi Golan, 1983a), 61

Es gibt viele andere Definitionen: Definition "Krise"

Grundstruktur einer Krise

Es werden zwei große Komponenten einer Krisensituation unterschieden

Zum Verstehen einer Krise und für die wirksame Hilfe in einer Krise muss unterschieden werden:

a) Das Ereignis, das den Betroffenen das Leben schwer macht. Das kann z. B. sein: Ein eigener Unfall, eine schwere Krankheit, der Verlust eines nahestehenden Menschen, eine Naturkatastrophe die Hab und Gut zerstört.

b) Die persönliche Reaktion auf die Krise.

Es ist das Erleben der Krise, seine Gefühle und Verhaltensweisen, mit der Krise fertig zu werden.

Die persönliche Reaktion auf die Krise ist ein wichtiger Teil dieses Textes, auf Details wird noch ausführlich eingegangen.

 

Wichtig ist die klare Trennung dieser beiden Komponenten.

Beide Elemente sind getrennt zu betrachten. Besonders bei der Planung von Hilfsmaßnahmen ist eine klare Trennung sehr wichtig, weil jede Komponente völlig andere Hilfe und Gegenmaßnahmen braucht.

Die beiden Komponenten der Krise sind nicht unabhängig, sie beeinflussen sich wechselseitig. Das auslösende Element wirkt sehr stark auf den Betroffenen, denn immerhin wurde er dadurch in die Krise gebracht.

Auch gibt es für die verschiedenen Komponenten vollkommen getrennte Organisationen. Zum Beispiel: Zur Abwehr von elementaren Schadereignissen (Katastrophen, Zerstörungen, Unfälle) wird oft die Feuerwehr gerufen. Im Kriegsfall versucht das Militär den Aggressor zurückzudrängen. Bei Krankheiten kann das medizinische System (Ärzte, Krankenhäuser, Medikamente, Rehabilitationszentren) helfen.

Aber zur Unterstützung der Betroffenen und Wiederherstellung des Wohlbefindens bedarf es eine völlig andere Vorgangsweise, daher sind damit Psychologen, Psychiater, Sozialarbeiter, auch Pädagogen mit dieser Aufgabe betraut.

Das Rote Kreuz nimmt eine Sonderstellung ein, weil es gegen beide Komponenten wirksame Hilfe leisten kann.

Grundideen zum Konzept „Krise“

Die Grundgedanken des Konzeptes „Krise“ sind verhältnismäßig einfach und lassen sich gut erfassen: Die verschiedensten Probleme, Notsituationen und persönlichen Wandlungen lösten bei den Betroffenen ziemlich ähnlich Reaktionen aus. Sie sind auch ähnlich in ihrem zeitlichen Verlauf. Die meisten menschlichen Krisen verlaufen nach einem ziemlich ähnlichen Bauplan. " (Veronika Kircher, 1983), 7

Genaueres, wie Forscher den Bauplan einer Krisen sehen: Grundkonzept "Krise" in 10 Punkten

Die Elemente der Krisensituation

Literatur: Golan, Naomi, Krisenintervention (Treatment in crisis situations, dt.). Strategien psychosozialer Hilfen, Freiburg Br: Lambertus-Verlag, 1983.

Als Krisensituation wird die Gesamtheit der Ereignisse von Beginn an der Krise bis zur Rückkehr zu einem ruhigen, normalen Lebensverlauf benannt.

Die fünf Phasen einer Krisensituation sind:

«  das bedrohliche Ereignis,

«  der Zustand der Verletzlichkeit,

«  der auslösende Faktor,

«  die akute Krise und

«  das Stadium der Reintegration oder der Krisenbewältigung.

Diese  Phasen überschneiden sich und lassen sich nicht vollständig voneinander abgrenzen. Aber damit das Phänomen ‘Krise’ begreifbar und erklärbar wird, sollen diese Phasen unabhängig voneinander betrachtet werden.

1. Das bedrohliche Ereignis

Mitten im ruhigen, gelassenen Lebensverlauf tritt ein „Schlag“ auf, eine Katastrophe oder ein anderes höchst unangenehme Ereignis, z. B. Unfall, Unwetter, Verlust des Arbeitsplatzes. (Siehe Tabelle mit den „Live-Events“ Link: Live-Events ). Eine Bedrohung wird war und wird schmerzhaft erlebt!

Auch durch einen inneren Wandel kann der Mensch in eine gefährliche Situation kommen, meist sind dies normale menschliche Entwicklungsschritte, die plötzlich neue Anforderungen an die Lebensvollzüge stellen, z. B. Geburt eines Kindes, Pubertät, Heirat, plötzliche Krankheit, Pensionierung und Ähnliches.

In der Rückschau auf die Krisensituation kann das bedrohliche Ereignis identifiziert werden. In den meisten Fällen ist dem betroffenen Menschen bekannt, was ihm aus dem Gleis geworfen hat.

Zitat: „Der Klient, der zum ersten Gespräch kommt, ist vielleicht nicht imstande zu sagen, »wann das Ganze angefangen hat«; man sollte aber doch so etwas wie einen Anfangspunkt »festsetzen«, um die nachfolgenden Veränderungen, die den Menschen und seine Situation betreffen, auf diesen Punkt beziehen zu können." (Naomi Golan, 1983b), Seite 64

Möglicherweise war das bedrohliche Ereignis vorhersehbar, wie es bei menschlichen Entwicklungsstadien der Fall ist – aber es wurde nicht rechtzeitig darauf reagiert. Allerdings treten die meisten Schicksalsschläge unerwartet auf und treffen den Betroffenen völlig unvorbereitet – auch wenn Andere das Verhängnis schon kommen gesehen haben.

Link: Bedrohliche Ereignisse können mit oder ohne Vorwarnung eintreten

2. Der Zustand der Verletzlichkeit

Der Mensch erlebt sich sehr verletzlich und angegriffen. Es ist die persönliche Reaktion des Menschen auf den Schlag, der ihn getroffen hat. Der Mensch spürt Angst und macht sich Sorgen um seine Zukunft. Möglicherweise spitzt sich die Situation zu und der Mensch gerät in eine ernsthafte Desorganisation und Kopflosigkeit.

Wird die Krise als besonders schmerzhaft erlebt, holen sich viele Betroffene von Außenstehenden Hilfe.

3. Der auslösende Faktor

Der auslösende Faktor ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, es treibt die Spannung und Angst auf ihren Höhepunkt.

Zitat: „Der auslösende Faktor ist das,
          was eine emotionale Krise in Gang setzt,
          den Beginn eines seelischen Zusammenbruchs signalisiert
          oder
          sogar zum letzten Grund, der zum Selbstmordversuch führt.“
(Peter Sifneos, Harvard University Press, 1972, zit. Noami Golan)

Jeder Mensch wird im Laufe des Lebens mit kleinen oder größeren schmerzhaften Schicksalsschlägen konfrontiert. All diese Ereignissen sind verschieden schwer zu verkraften und kleinere Schläge werfen den Betroffenen nicht gleich aus der Bahn.

Aber viele kleinere Schläge sammeln sich an und die Belastungen werden zusammengezählt. Wenn nämlich ein krisenauslösendes Geschehen auf das andere folgt, werden die noch vorhandenen Bewälti­gungsmechanismen geschwächt und der Mensch ist weiteren Schicksalsschlägen immer wehrloser ausgesetzt.

 Es kann aber durchaus sein, dass einer Krise keine Vorlaufzeit vorausgeht. Manche Schicksalsschläge sind so überwältigend, dass sie sofort eine sehr schwere Belastung herbeiführen: Plötzlich und unvorbereitet erfährt der Betroffene einen schweren Schicksalsschlag. Das Ereignis ist so stark, dass der Betroffene  augenblicklich aus dem Gleichgewicht gerissen wird und ihn sofort in den Zustand der akuten Krise zu versetzt.

Beispiele:

Der Tod des Ehemannes ist eine sehr heftige Erschütterung. Sie reicht aus, die Frau sofort in inneres Ungleichgewicht zu stürzen.

In einem anderen Fall kommt eine ganze Reihe von Belastungen zusammen, ehe es zur akuten Krise kommt:

  •     der Mann hat seine Stelle verloren

  •     die Frau ist krank geworden

  •    sie haben Schwierigkeiten mit den Schwiegerfamilien

  •    und schließlich hat der heranwachsende Sohn die Familie verlassen.

Einzeln könnten diese Ereignisse vielleicht angemessen bewältigt werden,
aber alle zusammen sind sie eine schlimme Belastung. Dadurch wird der Mann in eine Krise geworfen und er bittet um Hilfe.

Siehe auch Link: Live-Events

4. Der Zustand der akuten Krise

Der schmerzhaft erlebte Druck der Krise schreit nach Veränderung und Verbesserung. Die persönliche und/oder berufliche Situation ist unerträglich geworden. „Bis hierhin und nicht weiter, es muss anders werden, koste was es wolle!“ ist das Motto eines Veränderungsprozesses, der nicht mehr vollkommen bewusst gesteuert wird – sondern: Aus! – es geht einfach nicht mehr anders! 

In dieser Zeitspanne zeigt der Mensch eine Reihe vorhersagbarer Reaktionen:

Zunächst befindet sich der Betroffene in Aufruhr. Ziellos werden alle möglichen Aktivitäten gestartet. Auch das Gegenteil kann eintreten: der Betroffene ist  vollkommen »gelähmt«; seine Stimmung, sein Geist und sein Verstand sind gestört.

Gleichzeitig zu diesem Tumult kommt es zur schmerzlichen Beschäftigung mit den Ereignissen, die den Zustand der Krise herbeigeführt haben.

 

Zwei Formen der akuten Krise werden unterschieden.

Es sind zwei verschiedene Prozesse, die zur Krise führen und die laufende Krise völlig verschieden formen:

(nach Naomi Golan, 1983c, Seite 70)

+   Erschöpfungskrise

Bei der Erschöpfungskrise hatte der Mensch unter Umständen die Dinge eine Zeitlang im Griff, auch wenn es schwierig war. Aber jetzt hat er nicht mehr genügend Kraft, und plötzlich kommt er an den Punkt der Erschöpfung. Seine Bewältigungsmechanismen scheinen zusammenzubrechen.

+   Schockkrise

Bei der Schockkrise bewirkt ein plötzlicher auftretender Schicksalsschlag (z. B. Verlust eines geliebten Menschen) einen schweren seelischen Schmerz.

Ohne Vorwarnung, gerät der/die Betroffene in einen emotionalen Schockzustand. (Siehe: Erklärung zu Schock: Erklärung: "Emotionaler Schock"

In der Phase des emotionalen Schocks sind die Fähigkeiten des Betroffenen sehr stark eingeschränkt und brauchen besondere Hilfe.  Auch hier gilt: Je früher die Hilfe einsetzt, desto weniger schmerzhaft ist die Krise und um so leichter ist die Krise zu überwinden.

5. Die Phase der Wiedereingliederung

In dieser Phase des Krisenverlaufs ist eine Krisenintervention eine wichtige Hilfe. Daher wird das Thema „Krisenintervention“ in einem eigenen Kapitel behandelt.

Da der Zustand der inneren Unruhe und Krise nicht allzu lange fortbestehen kann,
muss eine neue Form der Anpassung gefunden werden.

Angestrebt werden gesunde und integrative Anpassungen, die sehr oft auch gelingen. Aber es sind auch falsche und sogar zerstörerische Anpassungen möglich.

Spannung und Furcht lassen allmählich nach und der Mensch ist wieder in der Lage entsprechend der Erwartungen wieder zu funktionieren.

Möglicherweise ist es dem Betroffenen sogar gelungen, aus der Krise heraus seine Lebenssituation zu verbessern. Die Krise war möglicherweise hart und schmerzhaft, aber ihre Überwindung hat dem Betroffenen einiges beigebracht – die neuen Fähigkeiten helfen, das Leben angenehmer zu gestalten.

 

Literatur:

Bartlett, Harriett M., Grundlagen beruflicher Sozialarbeit (The common base of social work practice, dt.). Integrative Elemente einer Handlungstheorie für Sozialarbeiter/Sozialpädagogen, Freiburg Br: Lambertus, 1979.

Dörner, Dietrich, Die Logik des Misslingens- Strategisches Denken in Komplexen Situationen1989.

Francis J. Turner, "Vorwort zur amerikanischen Ausgabe," Krisenintervention, Strategien psychosozialer Hilfen, Lambertus-Verlag: Freiburg Breisgau, 1983,.

Golan, Naomi, Krisenintervention (Treatment in crisis situations, dt.). Strategien psychosozialer Hilfe, Freiburg Br: Lambertus-Verlag, 1983a.

Golan, Naomi, Krisenintervention (Treatment in crisis situations, dt.). Strategien psychosozialer Hilfen, Freiburg Br: Lambertus-Verlag, 1983b.

Golan, Naomi, Krisenintervention (Treatment in crisis situations, dt.). Strategien psychosozialer Hilfen, Freiburg Br: Lambertus-Verlag, 1983c.

Kircher, Veronika, "Vorwort zur deutschen Ausgabe," Krisenintervention, Strategien psychosozialer Hilfen, Lambertus-Verlag: Freiburg Br, 1983, 256.

Monika Schnell und Helmut Wetzel, "Krisenintervention und -therapie,"  Band 1 CD-ROMDirectmedia Publishing GmbH: Berlin, 2000, 1696-1719.

Strotzka, Hans, Psychotherapie und Tiefenpsychologie- ein Kurzlehrbuch, Wien [u.a.]: Springer, 1982

 

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Letzte Aktualisierung: 12.03.2011 09:05